Wir verlassen Vent um viertel zehn und gehen auf einem Fahrweg zur Martin-Busch-Hütte. Es ist bereits hier auf knapp 1900 m recht kühl, so das wieder Mütze und Funktionswäsche zum Einsatz kommen. Heute erleben wir zum ersten Mal regelrechtes Gedränge, denn zur Martin-Busch-Hütte ist eine ganze Busladung unterwegs, und weiter zur Similaun-Hütte mehrere geführte Gruppen. Nach unserer Trinkpause (keine Bergsteigergetränke!) auf der Martin-Busch-Hütte (2501 m) wird es dann schon ruhiger. Und immer wolkiger. Wir scheinen unser Sonnenbudget auf der Tour über das Pitztaler Jöchel verbraucht zu haben. Eigentlich ist die Similaun-Hütte schon kurz nach Verlassen der Martin-Busch-Hütte sichtbar gewesen. Sie verschwindet aber immer wieder in den Wolken, die über das Niederjoch aus dem Schnalstal herauf wehen. Wir passieren den Abzweig zur Fundststelle des Ötzi, den sparen wir uns für später auf. Bald danach erreichen wir die kurze Gletscherpassage und dann geht es nochmal etwas zur Sache. Irgendwie müssen die letzten gut 500 Höhenmeter ja überwunden werden. Wir sind gut in der Zeit und haben es dann gegen halb zwei geschafft. Nach dem Einchecken bestellen wir ziemlich durchgefroren ausnahmsweise mal nicht Weizenbier und Schorle sondern Kaffee und heisse Schokolade. Wir sind sehr gespannt auf unser Schlaflager, das wir im Anschluss inspizieren. Es befindet sich leider in einem Nebengebäude, dass über eine Außentreppe zu erreichen ist. Bei dem Wetter hat uns das gerade noch gefehlt. Davon abgesehen entspricht es denn auch genau meinen Vorstellungen, die ja dazu geführt haben den E5 als Tal- zu Talwanderung und nicht als Hüttenwanderung zu machen. Wir werden mit 20 Personen auf ca. 15 m2 auf zwei Ebenen nächtigen. Ob ich dort auch schlafe ist noch nicht ausgemacht.
Es ist ja noch früh am Tage, deshalb wollen wir jetzt noch die kleine Tour zur Ötzi Fundstelle machen. Wir ziehen gerade wieder die Wanderschuhe an, als Hubschrauberlärm die Ruhe am Berg stört. Ein Rettungshubschrauber landet direkt bei der Hütte und ein Notarzt läuft in den Gastraum. Ein paar Minuten später trägt er zusammen mit einem Sanitäter einen Jungen aus einer italienischen Jugendgruppe zum Hubschrauber, der dann sofort wieder Richtung Schnalstal startet.
Unsere Ötzi-Tour gestaltet sich anstrengender als erwartet, ein harter Kontrast zu den Wegen, die uns hierher geführt haben. Wir haben im Wanderführer nicht genau genug gelesen: Dort steht nämlich einfacher Steig, nicht einfacher Weg. Einen Weg gibt es genau genommen auch nicht. Gefährlich ist es nicht, überall wo nötig gibt es Halteseile oder Ketten. Das Wetter ist sehr ungemütlich, und wir machen uns nach der Eintragung ins Gipfelbuch sofort auf den Rückweg. Wieder durchgefroren schafft eine heisse Dusche (3,50 €) Entspannung und dann ist ja auch schon Essenszeit (18:00 bis 19:30 Uhr). Der Tagesablauf auf der Hütte scheint ähnlich durchgeplant wie in einem Krankenhaus. Frühstück ist zwischen 6:30 und 8:00, passt auch zum Krankenhaus. Hüttenruhe ab 22:00 Uhr. Gute Nacht...
Dienstag, 28. Juli 2015
Vom Ötztal auf die Similaun-Hütte und zur Fundstelle des Ötzi
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