Es beginnt harmlos. Die Sonne meint es gut und wärmt uns mehr als uns lieb ist als wir uns noch ohne Verwendung des kleinsten Kettenblatts aus Würzburg herauskurbeln. Aber mit gemütlichem Flusslandschaftsradeln ist es wohl vorbei bis wir morgen den Neckar erreichen. Ziel für heute ist Walldürn im Odenwald, das heißt, D9 bis Tauberbischofsheim und dann abbiegen auf den Odenwald-Madonnen-Radweg. Bereits der D9 hat eine - laut Beschilderung - 16% Steigung im Angebot, die sich auf mehr als 1 Km hinzieht. Hier muss ich - trotz intensiver Verwendung des kleinsten Kettenblattes - das erste Mal auf der Tour aus dem Sattel und es wird nicht das letzte Mal bleiben. Erstmal geht es dann aber mit moderater Berg- und Talbahn weiter. Nach Tauberbischofsheim sind die Steigungen zwar nicht mehr im zweistelligen Bereich, dafür aber gern auch mal mehrere Kilometer lang. Das große Kettenblatt verbringt einen ruhigen Tag. Immerhin hat die Sonne ein Einsehen und versteckt sich hinter einer schließlich geschlossenen Wolkendecke. Die Vorhersage kündigte Regen ab 14:00 Uhr an, deshalb lassen wir die Wirtshausmittagpause lieber aus und versuchen Walldürn vor dem Regen zu erreichen. Das gelingt auch fast. Wir fahren die letzten Kilometer im einsetzenden Regen und stehen um viertel vor drei nach 68 Km vor der leider verschlossenen Jugendherberge. Wir harren unter dem Dachüberstand aus, telefonieren den Herbergsvater herbei und sehen dann jemand durch das Haus laufen, die uns glücklicherweise auch bemerkt. So kommen wir doch noch ins Trockene, bevor es richtig los prasselt. Wir sind die ersten Gäste heute, das Haus ist leer. Nach Duschen und Ausruhen nimmt uns der Herbergsvater im Auto mit in die Stadt und setzt uns, nachdem er uns noch eine kleine Stadtrundfahrt spendiert hat, direkt vor dem Wirtshaus ab. Als wir später nach Hause kommen sind wir dann doch nicht mehr alleine. Ausser uns haben sich noch zwei Familien eingefunden.
Die Sonne meldet sich zurück als wir am nächsten Morgen gegen viertel nach neun das Haus verlassen. Die Berg- und Talbahn von gestern findet ihre Fortsetzung und wir haben noch einiges zu kurbeln, bis wir dann nach fast zwei Stunden im Wald ein paar Kilometer vor Langenelz den höchsten Punkt erreichen. Der Weg ist nicht asphaltiert und durch den Regen von gestern stellenweise sehr weich. Mein Fahrrad schlingert vorsichtig bergab. Ab Langenelz jedoch fahren wir die "Wanderbahn". Hier ist der Odenwald-Madonnen-Weg eine ehemalige Bahntrasse und es geht asphaltiert über gut 25 Km die 300 Höhenmeter hinab bis Mosbach. So macht Radfahren richtig Spaß und sorgt dafür, dass das Kapitel Odenwald ein sehr gutes Ende findet.