Wir schaffen es heute tatsächlich mal vor sieben aufzustehen, wie haben ja auch viel vor. Gestern abend haben wir schon die Rucksäcke umgepackt, denn heute soll mein Rucksack endlich mal Materialseilbahn fahren. Den Aufstieg zur Braunschweiger Hütte wollen wir nur mit dem Daypack vom Sohn bestreiten. Die Kaltfront, die gestern über die Alpen gezogen ist, hat für deutliche Abkühlung gesorgt. Mit langen Hosen, Fleecepullis und Mützen verlassen wir unsere Unterkunft. Wir sind um halb neun an der Materialseilbahn und mit dem Kurbeltelefon sage ich oben Bescheid, das meine blaue Rucksackplage gerne nach oben reisen möchte. Es dauert dann noch mal 20 Minuten, bis die Gondel unten ist. Damit ich meinen Rucksack hinein legen kann, muss ich aber erstmal die Taschen und Rucksäcke von der Talfahrt hinaus wuchten und fein übereinander in der Station stapeln. Aber dann kanns losgehen. Ich rufe wieder oben an und der Wirt wünscht mir einen schönen Aufstieg. Natürlich fährt der Aufzug nicht gleich los, die Fahrt für ein Teil lohnt ja nicht.
Wir folgen der Empfehlung unseres Wanderführers und nehmen den Wasserfallweg. Zunächst noch moderat steigt der Weg an und führt nah am Bach vorbei. Die Geräuschkulisse des Wasserfalls ist beeindruckend, die Wassermassen die hier talwärts rauschen sind es auch. Der Anstieg wird dann schon bald steiler und auch ohne schweren Rucksack anstrengend, ist aber immer gut gesichert. Der Weg schlängelt sich etwas mehr als eine Stunde an der Felswand entlang, dann erreichen wir über eine Kante eine Skipiste. Als Nicht-Skifahrer bin ich erstaunt, das man auf dieser abschüssigen Strecke, die wir nur mit Mühe zu Fuß aufwärts gehen können heile auf Skiern ins Tal kommt. Im Winter mit viel Schnee sieht das alles sicher sehr schön aus, jetzt wirkt die Skipiste wie eine graue Narbe in der sonst rötlich-braunen Felslandschaft. Wie verlassen die Piste wieder und nach vielen weiteren Serpentinen erreichen wir gegen 11:15 Uhr schließlich die Braunschweiger Hütte. Wir beschließen endlich mal unsere DAV Ausweise einzusetzen und bestellen ein Bergsteiger-Essen und ein Bergsteiger-Getränk. Beim Essen haben wir keinen direkten Vergleich, aber beim Getränk ist uns schon nach einem Schluck klar, warum es nur halb soviel kostet wie eine Schorle. Wir werden weiter Schorle trinken.
Inzwischen ist auch mein Rucksack angekommen, seine Reise war mir jeden Cent der vier Euro Transportgebühr wert. Wir packen wieder etwas um, und dann beginnt der Aufstieg aufs Pitztaler Jöchel. Die Ausblicke auf die Gletscher sind fantastisch und belohnen uns für die Kraxelei an einer steilen, mit einer Kette gesicherten Flanke. Vom Jöchl aus schauen wir zurück auf die Braunschweiger Hütte und Wildspitze, deren Schneehaube in der Sonne glänzt. Voraus erlaubt das klare Wetter den Blick auf die Stubaier Alpen. Nach dem Jöchel geht es zunächst über große Schneefelder abwärts Richtung Ötztal. Wir laufen jetzt durch das Gletscherskigebiet mit seinen Parkplätzen, Zufahrtsstraßen und Pisten, das ohne Schnee wie eine Mondlandschaft aussieht. Unsere für die Rettenbachalm geplante Mittagspause muss leider mangels Rettenbachalm entfallen, die ist nämlich nicht mehr in Betrieb. Also essen wir stattdessen unsere letzten Schokoriegel, die wir vor einer Woche in Oberstdorf am Bahnhof gekauft hatten. Sie haben bei der Hitze der letzten Woche ein paarmal den Aggregatszustand gewechselt sind heute natürlich witterungsbedingt wieder schön fest - lecker! Der weitere Abstieg über die insgesamt 1500 Höhenmeter nach Zwieselstein zieht sich hin. Es sind oft sehr schöne Passagen, insbesondere vom Weiler Gaislach durch einen Wald bis hinunter zur Venter Ache, aber irgendwann ist uns das alles egal und wir wollen nur noch ankommen. Um 18:00 erreichen wir endlich Zwieselstein und finden innerhalb 10 Minuten eine sehr schöne Bleibe.