Der Tag beginnt früh auf der Hütte. Ich würde jetzt gerne schreiben, dass mich etwas geweckt hätte, aber wie befürchtet, habe ich nicht geschlafen. Ich bemerke gegen 6:00 eine Änderung in der Geräuschkulisse im Schlaflager. Die Schnarchgeräusche werden von Steigeisenklirren und Rucksackgeraschel abgelöst. Wir schälen uns dann auch aus den Hüttenschlafsäcken und schlurfen durch Nebel und Nieselregen in den Gastraum. Nach dem Frühstück ziehen wir uns noch wärmer an und ich bringe meinen Rucksack zur Materialseilbahn. Ich bin heilfroh ihn nicht die 1300 Höhenmeter hinunter buckeln zu müssen. Der Abstieg ist in der ersten Stunde ein Blindflug bei böigem Gegenwind. Zwar kann man oft nicht von einer Markierung zur nächsten sehen, der Weg ist aber auch ohne Markierung trotz Nebel noch zu erkennen. Und es wird wieder spürbar wärmer. Nach und nach reduzieren wir die Anzahl die Kleiderschichten wieder auf zwei, und als wir den Vernagt-Stausee erreichen scheint die Sonne. Nach einem kleinen Umweg zur Talstation der Materialseilbahn nehmen wir in Vernagt noch ein Getränk und planen dabei mit unserer in Vent erstandenen Wanderkarte den Weg nach Katharinenberg. Sieht alles ganz einfach aus. Es geht auch sehr schön los mit einem Waldweg nach Unser Frau in Schnals. Dort finden wir auch nach etwas Suchen den Anschluss nach Karthaus. Alles ist schön numeriert wie in unserer Wanderkarte. Leider müssen wir vor Karthaus wegen eines Murenabgangs auf die Straße ausweichen und haben dann in Karthaus erstmal Mühe den Anschluss nach Katharinenberg zu finden. Wir finden dann zwar doch noch einen Weg, der nach Katharinenberg führen soll, der endet aber bald an einer Absperrung. Unsere Versuche die Absperrung zu umlaufen enden kläglich auf einer Ziegenweide. Die Tiere sind unglaublich neugierig und gar nicht scheu, was uns erstmal etwas einschüchtert, schließlich haben sie ja alle spitze Hörner. Das Hundehalter-Mantra geht mir durch den Kopf: Die tun nichts, die wollen nur spielen. Irgendwann lassen sie uns durch und wir gehen ein paar hundert Meter einen sehr steilen Hang entlang, an dem sich wohl nur Ziegen sicher bewegen. Leider endet unser Umgehungsversuch dann am Zaun und wir müssen wieder zurück. Also nochmal durch die Ziegenherde, die genau so viel Spaß mit uns hat wie beim ersten Mal. Wir verlassen die Ziegenweide, stehen wieder an der Absperrung und geben auf. Also wieder zurück nach Karthaus und in den Bus nach Katharinenberg. Das entpuppt sich aber auch als Fehlentscheidung. Katharinenberg wird zwar in unserem Wanderführer als Startpunkt für den Meraner Höhenweg empfohlen, aber nicht als Übernachtungsort. Vielmehr raten die Autoren von Vernagt aus gleich den Bus nach Katharinenberg zu nehmen und dann sofort Richtung Meran zu starten. Das hätten wir auch tun sollen. Oder in Karthaus bleiben, wo es einen Laden und Restaurants gibt. In Katharinenberg finden wir zwar eine Bleibe (nicht mehr so preiswert wie in Österreich), Restaurants gibt es dort aber genauso wenig wie Läden. Wir können es erst gar nicht glauben, aber unsere Wirtin bestätigt uns das. Ich stelle mich schon auf Nulldiät für heute Abend ein, aber der Sohn will davon verständlicherweise nichts wissen. Eine schnelle Fahrplanrecherche auf der Homepage des Verkehrsverbund Südtirol bringt die Rettung: Naturns ist für uns noch erreichbar, UND wir kommen um ca. acht Uhr auch noch wieder zurück nach Katharinenberg. Also schnell zur Haltestelle und zum Essen nach Naturns. Wird noch ein richtig schöner Ausflug und um halb neun sind wir schließlich satt und zufrieden wieder in unserem Zimmer.