Heute ist Regeneration angesagt. Starte erst um halb zehn mit schweren Beinen und bin froh, dass die Berg- und Talfahrt nur kurz sein wird. Von Detmold geht es aber gleich nochmal hinauf nach Berlebeck. Ab Horn-Bad Meinberg geht es dann nicht mehr bergauf und bei Vinsebeck biege ich dann auf den D3 Radweg ein. Der fùhrt mich sehr schön bis Höxter. Ich bin richtig begeistert. In meiner Kindheit gab es den Weg noch nicht, auch keine Radstreifen neben der Straße. Jetzt geht es entweder über gut ausgeschilderte Wirtschaftswege, oder über eigens für den Radverkehr geschaffene neue Wege durch den Wald. Meine Begeisterung wird dann unterbrochen, als ich plötzlich laute Schleifgeräusche höre. Kurze Inspektion ergibt, dass ich an der linken Seite die Befestigungsschraube für Gepäckträger und Schutzblech verloren habe. Da ich vorn keinen Low-Rider montiert habe, die Aufnahmen dafür aber trotzdem mit Schrauben versehen sind, kann ich durch eine Transplantation einer Schraube das Problem schnell beheben. Mein erster Weg in Höxter geht dann auch zum Fahrradladen Wolf in der Bahnhofstraße um Ersatz zu besorgen. Als ich die Schraube auf der rechten Seite ausbaue, um ein Muster zu haben sehe ich, das hier kein Federring verbaut wurde. Da hat von Hacht am falschen Ende gespart. Ich bekomme zwei Schrauben und Federringe für 60 Cent, mache die Transplantation wieder rückgängig und fixiere Gepäckträger und Schutzblech mit den Ersatzteilen. Danach Mittagspause am neu gepflasterten Marktplatz in Höxter. Die Baustelle, mir vor einem Jahr den Besuch bei Cafe Pammel verleidet hat, ist tatsächlich nur ein paar Meter weiter gekommen und erstreckt sich jetzt die Marktstraße hinauf. Den Anblick von Absperrgittern kann ich mir durch die passende Sitzposition zwar ersparen, die Lärmbelästigung nicht. Mir kommt die Kishon Satire über den Blaumilch-Kanal in den Sinn. Nach zwei Stunden Pause mit Essen, Kaffee und Kuchen und Kindheits- und Jugendzeit-Erinnerungen auffrischen fahre ich schließlich weiter gen Süden. Die Weser hat erstaunlich viel Wasser, ich hatte nur noch ein Rinnsal erwartet. Der Fährmann der Wahmbeck-Fähre erzählt dann auch, dass er erst seit Freitag wieder fahren kann. Die Werra hat die Wassermassen geliefert. In ihrem Einzugsgebiet hatte es letzte Woche schon viel geregnet. Von Wahmbeck nach Bursfelde sind es nun nur noch ein paar Kilometer. Ich muss vom Radweg aus nur die Straße überqueren und erreiche um vier Uhr nach 102 Km meine Unterkunft Klostermühle Bursfelde.